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  • AutorenbildBarbara Zanzinger

Was ich von Obamas Redetalent gelernt habe

Aktualisiert: 1. Dez. 2017


Der Titel könnte auch lauten: "Willst du Menschen berühren, so beschenke sie mit einer Rede". Es gibt Methoden, Tricks und Tipps, die wir berücksichtigen und lernen können, um unser Gegenüber und die Zuhörer in unseren Bann zu ziehen. Vor allem können wir das Reden vor Publikum lernen und trainieren. Es gibt so viele Gelegenheiten dazu, sowohl im familiären, freundschaftlichen oder beruflichen Umfeld. Es braucht nur etwas Mut und einen inneren Ruck..


Wie oft unterschätzen wir, welche Kraft eine Rede hat. Insbesondere Führungskräfte kann sie dazu dienen, Brücken zu bauen und zu Handlungen mobilisieren. Blaire Palmer eine bekannte Change-Beraterin sagte:„Leadership is about who you are."


Welche Voraussetzungen erfüllen Reden, die berühren? Die Gestaltung einer Beziehung ist eine Voraussetzung. Insofern beginnt die Berührung mit der inneren Haltung des Redners. Ist er bereit eine Beziehung einzugehen? Ist er bereit sich selbst zu zeigen, sich zu öffnen, seine ganz persönlichen, möglicherweise verletzlichen, aber auch humorvollen und weniger perfekten Facetten zu zeigen? Hat er Freude an den Menschen und sich selbst und seiner Botschaft, die er teilen möchte?


Eine Studie über die Reden von Barack Obama zeigen recht aufschlussreich die Erfolgsfaktoren auf. Die Analyse verwendet die Systematik des Vierseitenmodells von Schulz von Thun. Das Modell besagt, dass jede Nachricht, die wir aussenden, vier Aspekte beinhaltet:


1. Den Sachinhalt

mit den Informationen über die mitzuteilenden Inhalte.

2. Die Beziehungshinweise

Der Redner gibt in Wir- und Du-Botschaften zu erkennen wie er zum Empfänger(n) steht.  Der Beziehungshinweis drückt sich  aus in Mimik, Gestik, Augenkontakt, Tonfall und Formulierungen.

3. Die Selbstkundgabe

Der Redner gibt etwas über sich selbst preis.

4. Den Appell

Die Aufforderung in bestimmter Weise zu reden, zu fühlen oder zu handeln.


Die Analyse zeigt, dass Obama diese vier Aspekte systematisch einsetzt.


Hier sind einige Beobachtungen dazu:  

In etwa 2/3 seiner Rede-Absätze gibt er bewusst Beziehungshinweise. Diese emotionalisieren und schaffen Vertrauen. Er bindet in die emotionalen Absätze  immer wieder sachliche Informationen über Ziele, Fakten oder Massnahmen ein.

Er verwendet doppelt soviele WIR wie ICH-Botschaften. Gleichzeitig erzählt er von sich und seinen persönlichen Erlebnissen und Gedanken: „I will always be honest with you“ oder „I will listen to you“ sind einige seiner Formulierungen, die er in der direkten Ansprache einfließen lässt.

“Yes, we can”  lautet sein bekannter Appell, den er als Slogan wiederholt verwendet und mit dem er die Reden häufig abschliesst. So bleibt gerade der Appell im Gedächtnis der Zuhörer hängen. Er unterstreicht so auch seinen persönlichen Einsatz für die angestrebte Veränderung.


Einige Tipps möchte ich an dieser Stelle den interessierten Rednern mit auf den Weg geben:


Innere Haltung


Freude am Menschen, Freude am Teilen Ihrer Botschaft und die Freude an sich selbst zeigen sich bewusst und unbewusst im Gesichtsausdruck, in den Körperbewegungen, im Augenkontakt mit dem Publikum. Eine offene Körperhaltung setzt andere Signale als eine geschlossene, gehemmte Körperhaltung. Es lohnt auch zu prüfen, inwieweit es notwendig ist, hinter einem Pult zu stehen. Eine Beziehung entsteht durch Offenheit und einem Zugewandtsein.


Vorbereitung


Wie alle Aktivitäten, ob im Beruf oder im Sport, die einen professionellen Anspruch haben,  braucht es Methodik, Zeit und Übung. Es gibt Menschen, die schon ihr ganzes Leben lang üben. Ihnen mag es leichter fallen ein Redekonzept zu entwickeln und dieses vorzutragen. Aber auch sie brauchen ihre Zeit und ihre Methodik.


Kernbotschaft


Was soll das Publikum mitnehmen? Was soll sich verändern? Was soll nach der Rede anders sein als vor der Rede? Kann die Botschaft in einen Appell einen Slogan verpackt werden? Die Botschaft kann besonders wirksam über die Beziehungsebene kommuniziert werden.


Rededauer 


Und das ist schon großzügig bemessen. In der Regel ist das Publikum aufnahmefähig für bis zu 12 Minuten. Insofern ist es wichtig, sich tatsächlich auf die wesentlichen Botschaften zu konzentrieren.


Die persönliche Rede, so oft wie möglich


Diese Devise gilt besonders in Veränderungsprozessen in Unternehmen. Die persönliche Rede der Führungskraft sollte ein kontinuierlicher, fester Baustein im Kommunikationsplan sein. Denn Reden berühren, schaffen Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Sie können mobilisieren. Sie sind effektiver als viele andere Kommunikationsmittel im Change.


Ich wünsche allen Interessierten zahlreiche Gelegenheiten, den notwendigen Mut und die Musse, die Kraft der persönlichen Rede zu erleben.


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